Finanzielle Gleichberechtigung: So geht’s.

56% aller Frauen in der Deutschschweiz können finanziell nicht für sich selbst sorgen. Frauen bekommen in der Schweiz 37% weniger Rente als Männer. Und Frauen nehmen Lohneinbussen von 400’000 bis 450’000 CHF in Kauf, wenn sie eine längere Babypause machen. Wenn dich diese Zahlen erschrecken oder erstaunen, solltest du weiterlesen – ganz egal, ob du eine Frau oder ein Mann bist. Denn für finanzielle Gleichberechtigung in einer Partnerschaft könnt ihr beide eine Menge tun.

Hand aufs Herz, seid ihr in eurer Beziehung wirklich komplett gleichberechtigt? Habt ihr euch eure Rollen bewusst so aufgeteilt, wie sie für euch am besten passen oder hat sich das einfach mal irgendwie so ergeben? Und wie sieht es mit der Gleichberechtigung bei den Finanzen aus? Natürlich geht es nicht darum, Rechenschaft darüber ablegen zu müssen, wenn der eine sich ein paar Café-Besuche mehr gönnt und die andere sich dafür öfters mal mit Uber statt dem Tram nachhause bringen lässt. Es geht um viel mehr! Um die Altersvorsorge, ums Thema Investieren, um die Zukunft eurer Kinder, um Lohnverhandlungen, um finanzielle Unabhängigkeit. Gemäss einer Studie der UBS interessiert sich zum Beispiel nur eine von fünf Frauen für das Thema Vermögensaufbau. Transparenz über die finanzielle Situation in einer Partnerschaft ist aber für 91% aller Frauen extrem wichtig. Und 87% aller befragten Frauen finden, Finanzentscheide sollten in einer Partnerschaft gemeinsam getroffen werden. Mehr Gleichberechtigung ist also auch in Finanzthemen gefragt. Das könnt ihr, Männer und Frauen, dafür tun:

Schaut dem Problem in die Augen

Ja, in der Schweiz hat sich viel getan in Sachen finanzieller Gleichberechtigung. So ist der «Gender Pay Gap», also der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern, in den letzten 15 Jahren von 16,3% auf 10,8% gesunken. Und auch der Frauenanteil in leitenden Positionen steigt. Dennoch haben besonders arbeitende Mütter in der Regel einfach weniger Geld. Ein Karriereunterbruch nach der Mutterschaft kostet nämlich richtig viel! Eine Babypause dauert in der Schweiz gemäss einer Studie von ProFamilia und der Universität Neuenburg durchschnittlich 9,2 Jahre. Frauen mit Hochschulabschluss unterbrechen ihre Karriere im Schnitt für 6,7 Jahre. Der durchschnittliche Lohnausfall während dieser Zeit beträgt 400’000 bis 450’000 Franken. Geld, das Frauen nicht nur während der Babypause fehlt, sondern auch im Alter. Finanzielle Gleichberechtigung heisst also als erstes das Problem zu erkennen und sich zu informieren – und zwar sowohl als Frau, wie auch als Mann.

«Über Geld spricht man nicht» – ein dummer Rat für eine gleichberechtigte Partnerschaft

7 von 10 aller Schweizer Frauen überlassen Finanzentscheidungen ihrem Partner. Warum? 81% der Befragten geben an, dass sie denken, ihr Partner wisse mehr über das Thema Finanzen als sie. 79% sagen, sie konzentrieren sich lieber auf andere Aufgaben. Und 78% erklären, dass der Partner der Haupternährer der Familie ist – und sich so auch um das von ihm erwirtschaftete Geld kümmert. Eine Logik, die eigentlich gar keine ist. Wer gemeinsam eine Familie hat, soll auch gemeinsam über die Finanzen entscheiden können. So sieht Gleichberechtigung aus. Erwiesenermassen machen sich Frauen, die sich aktiv an Finanzentscheidungen in der Partnerschaft beteiligen, auch weniger Sorgen über die Finanzen und die gemeinsame finanzielle Zukunft. Umso wichtiger ist es also, alle Geldthemen gemeinsam zu besprechen und Entscheidungen zusammen zu treffen. Und wenn wir «alle Entscheidungen» sagen, dann meinen wir auch alle Entscheidungen. Dass Frauen beim Haushaltsbudget mitbestimmen können, aber bei Investments aussen vorgelassen werden, ist keine Gleichberechtigung. Entscheidet zum Beispiel auch als Paar oder als Familie, wie ihr euer Geld investieren möchtet – zum Beispiel in Themen wie Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit oder saubere Energie. Denn Geld anlegen heisst nicht nur Geld (im Idealfall) vermehren, sondern vielleicht auch für eine bessere Welt investieren. Mehr dazu, weshalb ihr als Familie euer Geld lieber anlegt, statt das Sparsäuli füttert, erklären wir euch hier

In Sachen Geld sind in einer Partnerschaft Transparenz, Offenheit und Geduld gefragt. Und auch gegen das Argument «Unwissenheit» gibt es ein Mittel: Information. Es lohnt sich für Frauen wie Männer, sich aktiv mit Geldthemen zu befassen, gemeinsam zu Beratungsterminen zu gehen und ganz viele Fragen zu stellen – für die Zukunft der Familie, aber auch für die eigene. Keine Angst: so kompliziert und schwierig, wie Finanzthemen oft dargestellt werden, sind sie eigentlich gar nicht. Versprochen! 

Arbeitet am «Pension Gender Gap»: sorgt für eure Zukunft vor

Schon wieder so ein Wort, das etwas Angst machen kann: «Gender Pension Pay Gap». Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass Frauen im Alter weniger Rente erhalten als Männer. Rund 37% weniger Gelder als die Männer bekommen sie aus der 1. und der 2. Säule. Auch hier sind Babypausen und Teilzeitarbeit die grössten Schuldigen. Kommt dazu, dass Frauen durchschnittlich vier Jahre länger leben als Männer, aber auch früher pensioniert werden – und so länger von ihrem Altersguthaben zehren müssen. Wichtig ist es also, die Vorsorge früh in Angriff zu nehmen. Am besten geht das über die private Vorsorge, also die 3. Säule. Es lohnt sich, jedes Jahr den Maximalbetrag einzuzahlen und dieses Geld schlau anzulegen, um die Rendite zu maximieren. Gleichberechtigung heisst hier auch, in einer Partnerschaft gemeinsam eine Lösung zu finden, bei der die Frau im Alter nicht automatisch benachteiligt ist, nur weil sie ihr Pensum reduziert, weniger verdient oder sich jahrelang um die Familie gekümmert hat. Dabei solltet ihr aber auch in Betracht ziehen, wie die finanzielle Situation und die Vorsorge aussehen wird, falls ihr euch trennt – oder ein Schicksalsschlag wie Invalidität oder Tod eintritt. Vorsorge heisst schliesslich nicht nur, fürs Alter vorzusorgen, sondern euch in jeder Hinsicht finanziell abzusichern. Wie diese Lösung für euch aussieht? Das bespricht ihr am besten zusammen und gemeinsam mit eurem Finanzberater. 

Finanzielle Gleichberechtigung heisst auch gleiche Verantwortung für Haushalt und Kinder

Was würden ältere Frauen ihrem jüngeren Ich in Sachen finanzielle Gleichberechtigung raten? 3 von 5 Frauen sagen in einer UBS-Studie, dass sie in ihrer Familie auf gleiche Verantwortung für Haushalt, Kinderbetreuung und Job hätten bestehen sollen. 8 von 10 Frauen plädieren für gemeinsame Entscheide in der Beziehung, auch im finanziellen Kontext. Finanzielle Gleichberechtigung heisst also nicht nur, gemeinsam zum Bankberater oder zur Bankberaterin zu gehen, das Familienbudget zusammen zu planen, die Steuererklärung gemeinsam auszufüllen, sich zusammen über grundlegende finanzielle Entwicklungen zu unterhalten und dafür zu sorgen, dass ihr im Alter beide gut abgesichert sind. Es heisst auch, Tätigkeiten in der Familie so aufzuteilen, dass ihr beide gleichberechtigt sind – und Frauen vielleicht auch ihr Pensum im Job erhöhen oder eine Weiterbildung in Angriff nehmen können und so mehr finanzielle Gleichberechtigung erlangen.

Frauen, nehmt eure Finanzen selbst in die Hand

Wir sind uns soweit sicher einig, dass Männer und Frauen in einer Partnerschaft gleichermassen ihren Anteil leisten müssten, um mehr (finanzielle) Gleichberechtigung zu erreichen. Fakt ist aber auch: Frauen können noch mehr tun. Und zwar, indem sie ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen. Informiert euch im Detail über eure finanzielle Situation – als Familie, aber auch für euch persönlich. Wie sieht meine Vorsorgesituation aus? Brauchen wir ein Haushaltsbudget? Wie kann ich mein eigenes Geld investieren? Wie können wir als Familie mehr aus unserem Geld machen? Wie bin ich bei einer Trennung oder beim Tod meines Partners abgesichert? Aber auch: Wie kann ich mehr Lohn verhandeln? Lohnt sich ein Jobwechsel, um mehr Geld zu verdienen? Das tönt nach viel Aufwand – der zahlt sich aber, im wahrsten Sinne des Wortes, aus. 56% aller Frauen in der Deutschschweiz können finanziell nicht für sich selbst sorgen. Eine Zahl, die ganz schön Angst machen kann. Jede fünfte Frau gibt zudem explizit an, sich eine Trennung vom aktuellen Partner aus finanziellen Gründen nicht leisten zu können. Damit es nicht soweit kommt, lohnt es sich, sich spätestens jetzt genauer mit dem Thema Geld zu befassen – und so zu mehr Gleichberechtigung beizutragen. 

Finanzthemen sind für viele Familien nicht einfach – genau deshalb haben wir Awina gegründet. Wir unterstützen euch dann, wenn es gerade ganz viele Entscheidungen zu fällen gibt: von der Kinderbetreuung bis zur Karriereplanung bis zur Finanzoptimierung. Hier erklären wir euch zum Beispiel, wie ihr euch finanziell auf die Geburt vorbereiten könnt. Aber auch in anderen Lebensbereichen sind wir für euch da. Wirf hier zum Beispiel einen Blick hinter die Kulissen einer der innovativsten Kitas der Schweiz. Und lasse dich von unserem Interview mit Unternehmerin Aileen Zumstein inspirieren, deine Tätigkeit und deine Werte in Einklang zu bringen. 

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