Baby Besuch? Gern. Aber nur zu unseren Regeln

Wenn ein Baby zur Welt kommt, freuen sich alle – und wollen es möglichst schnell sehen, halten und beschenken. Doch was tun, wenn Streit entsteht, wer das Neugeborene zuerst sehen darf? Dann ist ein Besuchsmanagement für die Eltern am Entspanntesten.  

Nach der Geburt unseres ersten Kindes entpuppten sich meine Schwiegereltern als absoluter Albtraum“, Lilly aus Zürich erinnert sich noch genau an die ersten Tage nach der Geburt. Damit „es sich auch lohnen würde“, den weiten Weg aus Bern auf sich zu nehmen, planten die Eltern ihres Mannes gleich 5 Tage Besuchszeit ein. „Als ich meinen Mann fragte, wo sie denn wohnen würden, erwiderte er: Bei uns! Er dachte, dass sie eine Hilfe seien.“ Leider war das absolute Gegenteil der Fall: Gerade einen Tag war Lilly mit ihrem kleinen Sohn aus dem Krankenhaus zu Hause, „da fielen sie bei uns ein – und erwarteten, dass ich koche. Nicht einmal einkaufen sind sie gefahren. Stattdessen drehte sie mir den Rücken zu, wenn sie ihn auf dem Arm hatten und ich ihn wiederhaben wollte.“ Lilly fühlte sich schutzlos in der eigenen Wohnung und schlidderte in eine Wochenbettdepression. „Es war schrecklich. Für mich, aber auch für meinen Mann, der sich Vorwürfe machte, warum er all das zugelassen hatte“, erinnert sie sich. „Bei Kind zwei haben wir das besser gemacht und gleich gesagt: Ihr dürft gern nach zwei Wochen kommen – und dann auch nur im Hotel schlafen.“ 

Was Lilly erlebt hat, ist zum Glück die Seltenheit – und doch: Bei der Ankunft des (ersten Enkel-) Kindes geraten die Regeln der Vernunft gern mal aus den Fugen: Da werden wie wild Besuche geplant, gern auch schon im Krankenhaus. Man reicht sich die Klinke in die Hand und am Ende ist doch jemand beleidigt, weil ein anderer schon früher da war. „Wir sollten Bescheid geben, sobald die Wehen losgehen. Das verstehe ich“, erzählt Nina aus Luzern. „Aber dass meine Mutter sofort im Krankenhaus erschien, sogar versuchte, in den Gebärsaal zu gelangen und auf Facebook verkündete, dass meine Wehen eingesetzt hätten, fanden wir mal so gar nicht lustig. Ich weiss gar nicht, was damals in sie gefahren ist. Zum Glück hat sie sich wieder entspannt.“

Wir sind dann mal weg, „Babyflitterwochen“ machen

Grundsätzlich sollte das Thema „Besuch im Wochenbett“ daher eines sein, über das sich Eltern am besten schon vor der Geburt austauschen. Denn wenn das Baby erst einmal da ist, verselbstständigen sich die Dinge schnell – ausserdem hat man dann etwas ganz anderes im Kopf, nämlich einen neuen kleinen Menschen, den man bewundern und willkommen heissen möchte.

Die ersten Wochen werden deshalb auch gerne „Babyflitterwochen“ genannt. Im Grunde ist es eine besonders intime Zeit, in der die Mutter ihrem Körper Ruhe zum Regenerieren gönnt und sich beide auch an all die anderen Umstellungen gewöhnen können: Da prallen scheinbar banale Sachen wie das erste Mal die Windeln wechseln auf die Abgeschlagenheit der ersten Tage, den einsetzenden Schlafentzug aufeinander und man muss mit neuen Ängsten, Verantwortungsdruck und der Verarbeitung der Geburt klarkommen. In vielen Kulturen dauert das Wochenbett deshalb 40 Tage an – Zeit, in der sich die Frau von „schwanger“ auf „Mama“ umstellen soll. Erst wenn das Wochenbett endet, so ist es beispielsweise in Indonesien der Fall, gilt die Geburt als abgeschlossen und wird gefeiert.

Wie wäre es mit warmer Suppe als Geburtsgeschenk…

Natürlich sind frisch geborene Eltern genau in den ersten Tagen und Wochen dankbar für Hilfe – aber mal eben eine Mahlzeit vor die Tür stellen oder den Wocheneinkauf erledigt zu bekommen, ist nicht unbedingt oder ausschliesslich das, was die anderen sich vorstellen. Gerade die Verwandtschaft möchte nur zu gern den Neuzugang in der Familie begrüssen. Und natürlich kann man davon ausgehen, dass Mütter, Väter, Geschwister, Freunde und ja, auch die Schwiegermütter, immer mit den allerbesten Absichten kommen (und ein Topf warme Suppe ist manchmal besser als jeder neue Strampler). Dennoch muss jeder erst einmal seine Rolle finden und Erwartungen prallen dann auf den Ausnahmezustand Wochenbett. Und während die meisten Besuche schön, wohlwollend, stärkend und bereichernd sein mögen, können andere wiederum grenzüberschreitend und damit emotional hoch belastend sein. Diese können so sehr auf die Psyche schlagen, dass körperliche Auswirkungen die Folge sind. Der sogenannte „Schwiegermuttermilchstau“ verhindert ein reibungsloses Stillen, aber auch Kindsbettdepressionen oder andere Beschwerden können dann auftreten. 

Wie man genau das verhindern kann? Ein generelles Besuchsverbot ist natürlich nicht die Lösung, aber eben auch nicht, alle möglichen Leute jederzeit vorbeikommen zu lassen. Damit die magische Zeit des ersten Kennenlernens nicht damit verschwendet wird, sich gestresst zu fühlen, weil man jedem gerecht werden möchte, ist ein Besuchsmanagement erstrebenswert. Sich also Gedanken zu machen, zu welchen Bedingungen man Besuch haben möchte – und seine Regeln dann schon vor der Geburt verkündet.

Tipps, wie die Wochenbett-Zeit entspannter wird:

  • Zunächst: Wer sich wirklich ums Baby schert, wird eure Regeln verstehen und respektieren!
  • Niemand kann Neu-Eltern dazu zwingen, dass sie sich sofort melden, auf Nachrichten antworten, abheben, die Türe aufmachen bei Spontanbesuchen. 
  • Wer sofort Besuch haben mag, sollte, wenn möglich, die ersten beiden Tage wählen. Am dritten Tag setzt der Milcheinschuss ein und der erste Schlafentzug macht sich bemerkbar – ab diesem Tag sollte lieber Ruhe einkehren.
  • Überlegt euch vorher, wann ihr von wem Besuch möchtet. Nach einem, drei, fünf Tagen? Wenn das im Vorfeld für jeden klar ist, sind die Erwartungshaltungen nicht so unermesslich hoch.
  • Bittet jeden, im Notfall flexibel zu sein. Es kann immer etwas passieren und auf einmal ist einem gar nicht nach Besuch. Das muss auch okay sein.
  • Wie lange darf der Besuch bleiben? Kommuniziert, wie lange es für Euch okay ist. Gerade beim Stillen ist eine Neu-Mama lieber ungestört.
  • Hygiene-Regeln: Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber formuliert ruhig vorher eine freundliche SMS, in der ihr unmissverständlich sagt, wann es nicht okay ist, vorbeizukommen. Wer Schnupfen, Herpes oder andere ansteckende Krankheiten hat, muss draussen bleiben.
  • Toxische Verwandte? Nicht immer kann man wissen, wer zum Albtraum-Gast wird. Aber zeichnet es sich schon ab, dass jemand übergriffig sein könnte, sollten die Regel noch unmissverständlicher kommuniziert werden.

Gerade im Wochenbett? Dann chillt erst einmal – Awina hilft, wenn die Kinder größer sind. Wir unterstützen Eltern in der Rush Hour of Life, damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet ist.

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