«Hey, Mama» Gespräch mit Alexandra Hochuli

Dürfen wir vorstellen?

Alexandra Hochuli ist Co-CEO der KIMI Krippen AG, eines der grössten Kinderkrippennetzwerke der Schweiz. Gemeinsam mit ihrer Kollegin führt sie über 400 Mitarbeitende. Davor war Alexandra in verschiedenen führenden Positionen im Marketing bei internationalen Konzernen tätig. Ausserdem ist sie Mama eines Sohnes. 

Wie organisierst du dich, um alles unter einen Hut zu bringen?

Mein Sohn geht drei Tage in die Kita und einen Tag zu den Grosseltern. Ich arbeite 80 Prozent und mein Mann 100 Prozent. Wir kümmern uns beide um unseren Sohn. Bisher hat es immer geklappt, dass einer sich richten kann, wenn es beim anderen mal später wird oder spezielle Events anstehen. Die Zeit mit unserem Sohn nutzen wir sehr gut und versuchen präsent zu sein. Ganz ehrlich arbeiten wir aber auch sehr viel abends respektive nachts. Das liegt uns als «Eulen» und wenn keiner stören kann, ist man viel effizienter. Die Zeit für sich selbst leidet natürlich darunter.

Wie kam’s, dass du dich für Kinder und Karriere entschieden hast?

Ich wollte immer eine Familie haben. Leider ist es uns erst spät gelungen. Wichtig ist mir aber auch, dass ich mein Wissen und meine Erfahrungen weiterhin einsetzen kann und nicht Hausmami bin. Das ist kein Job für mich. Ich schätze es mit tollen Menschen zusammen zu arbeiten, viele Projekte voranzubringen und Neues zu erschaffen. Das treibt mich an und bringt mir Energie für den Familienalltag. Ausserdem schaffe ich es gut, mir Auszeiten zu organisieren, in denen nur die Familie zählt.

Was sind für dich als «Working Mom» im Alltag die grössten Herausforderungen?

Die grösste Herausforderung ist der zeitliche Tagesablauf. Es muss alles organisiert, aber genug Raum für Flexibilität verfügbar sein. Und im Notfall muss man wissen, wer einen unterstützen kann. Hier hilft ein Netzwerk mit Familie und Freunden.

Inwiefern ist Vereinbarkeit in deiner Rolle als Co-Geschäftsleiterin ein Thema?

Eigentlich hauptsächlich fachlich. Wir setzen uns sehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Ob bei KiMi oder in unserem Verein KiQ.
Ich selbst schätze es sehr, dass ich in der Phase meines Lebens einen solchen Job ausüben darf und kann. Das liegt aber vor allem an der guten Organisation mit meinem Mann und an den Menschen in meinem beruflichen Umfeld, die das Vertrauen in mich setzen dies zu schaffen. Für mich ist Vereinbarkeit aber kein ständiges Thema, sondern es funktioniert einfach.

Wie gehst du damit um, wenn sich Chefin-sein und Mama-sein in die Quere kommen? Wie entscheidest du, was Vorrang hat?

Es gibt klare Zeiten für und mit meinem Sohn, genauso wie für meine Arbeit. Mein Sohn respektive meine Familie geht aber immer vor. Das war auch schon so, bevor ich Mama war. Ich habe das Glück, dass meine Tätigkeit nicht zeitabhängig ist und ich auch den Abend mit einplanen kann.

Was ist dein ideales Pensum und warum?

Für mich sind aktuell 80 Prozent ideal. In ein paar Jahren kann ich mir auch gut vorstellen wieder 100 Prozent zu arbeiten. Das muss aber jeder selbst wissen. Mir ist eine finanzielle Unabhängigkeit wichtig und ausserdem bin ich ein sehr aktiver Mensch, der den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen braucht, um Energie zu tanken.

Als Co-CEO der KIMI Krippen AG kennst du dich in der Kinderbetreuungsbranche aus. Was sind die grössten Herausforderungen für Eltern und Krippen? Wo machen sich Vereinbarkeitslücken bemerkbar?

Die grösste Herausforderung ist vor allem die Finanzierbarkeit. Krippen müssen Gewinn erwirtschaften, um Schwankungen aufzufangen und Investitionen zu tätigen. Leider sind diese sehr gering in der Branche. Hier muss gut gewirtschaftet werden. Bei den Eltern ist es genauso. Die ausserfamiliäre Kinderbetreuung kostet heute noch viel Geld. Hauptsächlich werden die Kosten von den Eltern getragen – auch bei Vereinen oder Stiftungen. Die Eltern stehen vor dem Entscheid, ob sie es sich leisten können, dass beide Partner weiterarbeiten. Subventionen werden abhängig von der Gemeinde und abhängig vom Einkommen gesprochen. Die Einkommensgrenzen sind meist jedoch recht tief. Ausserdem beobachten wir einen Wandel in der Flexibilität. Vor allem durch die neuen Arbeitsmodelle benötigen Eltern mehr zeitliche Flexibilität in der Betreuung. Dies widerspricht leider vielen pädagogischen Konzepten. Die Kinder sollten regelmässig betreut werden, eigentlich mindestens zwei Tage (dies ist aber abhängig vom Kind). Es gibt Kernzeiten, damit mit den Kindern pädagogisch gearbeitet werden kann. Dies wiederum ist wichtig für die Entwicklung des Kindes und die notwendige frühkindliche Bildung.

Was können Unternehmen tun, um Working Parents effektiv zu unterstützen?

Solange es keine andere Lösung gibt, ist es am effektivsten die Eltern finanziell zu unterstützen. Die finanzielle Last ist leider sehr hoch und ist ein wichtiges Kriterium für den Entscheid für oder gegen einen familienergänzende Kinderbetreuung sowie die Höhe des Arbeitspensums. Wichtig ist auch eine flexible Arbeitszeit, so können sich Familien gut organisieren und sind weniger mit zeitlichem Stress belastet. Dies fördert die Motivation und steigert die Effizienz.

Wie lebst du Vereinbarkeit?

Für mich gehört es zum Leben für die Familie da zu sein, sich durch und mit der Arbeit einzubringen und sich immer mal wieder etwas Zeit für sich zu gönnen. Die Balance ist nicht einfach zu finden, aber wichtig. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt mir besonders am Herzen. Frauen und Männer sollen trotz Familie weiterhin die Möglichkeit haben ihren Beruf auszuüben, wenn sie das wollen. Dafür braucht es Geld und Flexibilität. Hier muss in der Schweiz noch Einiges getan werden. Mit den aktuellen Entwicklungen, politischen Initiativen und Diskussionen in verschiedenen Gremien, habe ich die Hoffnung, dass es in naher Zukunft positive Entwicklungen geben wird und so der Volkswirtschaft wichtige Arbeitskräfte weiterhin zur Verfügung stehen.

In der Serie «Hey, Mama», «Hey, Papa» sprechen berufstätige Eltern offen über ihre Erfahrungen und Herausforderungen als Working Parents und geben Einblick, wie sie persönlich Kind und Karriere unter einen Hut bringen.

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