«Hey, Mama» Gespräch mit Zerina Rahmen

Portrait Zerina Rahmen

Dürfen wir vorstellen?
Zerina Rahmen ist dipl. Betriebsökonomin, Unternehmerin, Mitglied der FDP Basel-Stadt Frauen und Vize-Präsidentin der FDP Riehen-Bettingen. 2021 wurde sie in den Schulrat gewählt. Zerina setzt sich unter anderem für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie den Zugang zu Kitas für alle Bevölkerungsschichten ein. Zerina und ihr Mann haben eine Tochter. 

Zerina, du arbeitest hundert Prozent in einem Pharmaunternehmen, wirkst nebenbei in eurem Familienunternehmen mit, treibst gerne Sport und engagierst dich auch politisch. Kraft tankst du auch als Mutter, wie du auf deiner Webseite schreibst. Wie organisierst du dich, um alles unter einen Hut zu bringen?
Unsere Tochter besucht drei Mal pro Woche die Kita. Das ist Gold wert, denn das Personal in der Kita leistet jeden Tag tolle Arbeit. Wir sind sehr froh, dass es solche Möglichkeiten gibt. An den anderen beiden Tagen organisieren wir uns in der Familie. Meine Schwiegermutter und meine Eltern helfen viel mit. Mein Mann und ich planen von Woche zu Woche.

Du hast dich für Kinder und Karriere entschieden – warum?
In der heutigen Zeit sollte Frau sich diese Frage überhaupt nicht stellen müssen. „Kind oder Karriere“ – es sollte und muss beides möglich sein. 
Klar ist es oftmals stressig. Man probiert, eine gute Mutter und gleichzeitig erfolgreich im Job zu sein. Man nimmt verschiedenen Rollen ein, denen man gerecht werden möchte, was nicht immer einfach ist. Deshalb liegt es mir auch am Herzen, mich in diesem Bereich einzusetzen und weitere Möglichkeiten zu schaffen, damit eine Mutter mit gutem Gewissen ihrer Arbeit nachgehen und sich selbstverwirklichen kann.

Was sind für dich als «Working Mom» im Alltag die grössten Herausforderungen?
Es war gerade am Anfang eine Umstellung, mich immer nach meiner Tochter zu richten, denn sie gibt den Takt an. Ich kann nicht mehr spontan und flexibel sein wie damals ohne Kind. Alles muss geplant sein, denn ein Kind verlangt sehr viel Organisation. 
Die grösste Herausforderung ist aber der Schlaf. Ich könnte an einer Hand abzählen, wie viele Male unsere Tochter durchgeschlafen hat. Das ist sehr schwierig, wenn man am nächsten Tag 100% funktionieren muss.

Was sind Momente im Leben deiner Tochter, die du auf keinen Fall verpassen willst?
Geburtstage meiner Tochter sind mir immer sehr wichtig. Da nehmen mein Mann und ich immer frei, um den Tag mit ihr zu verbringen.
Auch Rituale wie abends zusammen zu essen und vor dem Einschlafen ein Buch vorzulesen sind mir sehr wichtig, die möchte ich auch beibehalten. Wenn sie älter wird, ist es der erste Kindergartentag, die Einschulung etc.

Es geht nicht immer beides. Wie gehst du damit um, wenn du dich zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen entscheiden musst? Was geht vor?
Für mich ist ganz klar, dass meine Familie immer an erster Stelle steht.

Inwiefern ist Vereinbarkeit für dich – insbesondere in deiner Rolle als Angestellte eines grossen Pharmakonzerns – bei der Arbeit ein Thema?
Mein Chef hat selbst zwei Kleinkinder und eine arbeitstätige Frau. Das hilft natürlich enorm, da er die Situation gut kennt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade grosse Unternehmen viel Erfahrung mit berufstätigen Müttern haben und Unterstützungen anbieten (z.B. Hilfe bei Kita-Suche, eine eigene Kita anbieten etc.).

Was ist in dein ideales Pensum und warum?
Ich habe immer 100% gearbeitet, ich kenne nichts anderes. Aktuell passt es für mich so sehr gut, aber wer weiss, was noch kommt.

Wenn dein Kind krank ist, wer springt bei euch Zuhause dann als erstes ein – du oder dein Mann?
Wir beide. Es kommt immer darauf an, was das Kind hat, aber in solchen Momenten geht unsere Tochter vor. Klar gibt es Momente, wo sie lieber die Mama bei sich haben möchte.

Du arbeitest Vollzeit. Hand aufs Herz, hast du ab und zu ein schlechtes Gewissen, dass du so viel Zeit für die Selbstverwirklichung aufbringst?
Das habe ich sehr oft. Ich würde behaupten, das hat jede Mutter, die arbeitstätig ist. Aber ich weiss, dass sie sehr gut fremdbetreut wird, sei es in der Kita oder bei uns in der Familie, was mich in diesen Momenten etwas beruhigt. Auch ist es aus meiner Sicht wichtig, dass ein Kind von klein auf lernt, selbstständig zu sein. Und das kann es nicht, wenn es immer mit der Mutter zusammen ist. 

Seid ihr ein eingespieltes Team oder gibt es Bereiche, in denen du dir wünschst, dass Männer oder konkret dein Mann noch mehr anpacken?
Ich habe grosses Glück, dass ich einen tollen Mann an meiner Seite habe. Er hilft mit, wo er kann. Wir sind ein tolles Team, worauf ich sehr stolz bin – helfen uns gegenseitig, wo wir können, und probieren, alles gemeinsam zu managen.
Ob es um unsere Tochter oder meine Karriere geht, ich kann zu 100% auf die Unterstützung meines Mannes zählen. Diese Unterstützung von Partnern und Familie ist enorm wichtig, gerade wenn man sich als Frau selbstverwirklichen möchte. 

Eure Tochter wird fremdbetreut. Wie merkst du, was ihr dabei gut tut? Was ist es konkret?
Sehr vieles. Beispielsweise lernt sie Englisch, denn sie besucht eine englischsprachige Kita.
Und natürlich kommt der soziale Aspekt dazu: mit anderen Kindern zusammen zu sein, teilen zu lernen, selbstständig zu sein und und und. Ich bin ein riesen Fan von Kitas, denn ich sehe, was meine Tochter nicht nur zu Hause sondern auch während der ausserschulischen Betreuung lernt und wie sie sich weiterentwickelt.

Wie lebst du Vereinbarkeit?
Vereinbarkeit heisst für mich, Mutter zu sein und gleichzeitig meiner Karriere/meinem Beruf nachgehen zu können – dank der Unterstützung meines Mannes, unserer Familie und der Kita.

Awina setzt sich mit zweckgebundenen Krediten zur Kita-Finanzierung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf & Familie ein. Wie aber sieht Vereinbarkeit eigentlich im Alltag aus? In der Serie «Hey, Mama», «Hey, Papa» sprechen berufstätige Eltern offen über ihre Erfahrungen und Herausforderungen als Working Parents und geben Einblick, wie sie persönlich Kind und Karriere unter einen Hut bringen.

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