«Hey, Papa» Gespräch mit Nicolas Drechsler

Portraitaufnahme von Nicolas Drechsler

Hey, Papa – warum? Hintergründe:

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Eltern eine Herausforderung. Bei den einen geht es besser, bei den anderen weniger. Vereinbarkeit sieht jede Person aus einer eigenen Perspektive. Wer darüber spricht, kann andere dazu ermutigen, etwas zum Positiven zu ändern. Wer Erfahrungen teilt, kann andere inspirieren und dazu beitragen, dass die Balance besser gelingt.

Deshalb lassen wir auf awina.ch Menschen reden, die die Vereinbarkeit in all ihren Facetten jeden Tag auf ihre Art und Weise leben. 

Dürfen wir vorstellen?

Nicolas Drechsler ist Leiter Kommunikation und Mediensprecher des Universitätsspitals Basel. Zuvor war er unter anderem als Redaktor und späterer Redaktionsleiter bei Radio Basilisk tätig und hat als Redaktor und anschliessend als Ressortleiter Basel-Stadt bei der bz Basel gearbeitet. Er ist Papa von drei Kindern.

Nicolas, du bist Papa und Leiter Kommunikation und Mediensprecher beim Universitätsspital Basel zugleich. Wie organisierst du dich, um alles unter einen Hut zu bringen?
Das Wichtigste ist – WIR organisieren uns. Es geht nur gemeinsam. Meine Frau Nicole und ich haben beide anspruchsvolle Jobs, die wir abends nicht einfach ausblenden können. Und wir haben drei Jungs, die nicht zu kurz kommen sollen. Also haben wir mit Familie, einer Nanny, zeitweise Kita, Spielgruppe usw. ein ganzes Netz spinnen müssen, damit niemand und nichts zu kurz kommt.

Du hast dich für Kinder und Karriere entschieden – warum?
Kinder sind grossartig. Und die Herausforderungen einer beruflichen Karriere eben auch. Ich wollte beides, wir wollten beides und das geht auch. Nur müssen wir eben auf andere Dinge verzichten. Vor allem auf Schlaf.

Was sind für dich als «Working Dad» im Alltag die grössten Herausforderungen?
Alles was nicht planbar ist. Sobald etwas Ausserordentliches kurzfristig eintritt, etwa eine Krisensitzung am Abend oder am frühen Morgen. Oder ein Kind, das am Morgen plötzlich Fieber hat, oder einen positiven Coronatest in der Schule. Dann muss man schnell und im Team agieren, um sich umzuorganisieren.

Was sind Momente im Leben deiner Kinder, die du auf keinen Fall verpassen willst?
Grundsätzlich alle. Ich habe schlimme FOMO (Fear of missing out), was die Kinder angeht. Wichtig ist mir aber vor allem, dann dabei zu sein, wenn sie besonders glücklich und besonders traurig sind. Im ersten Fall, um mich mit ihnen zu freuen, im zweiten, um für sie da zu sein.

Es geht nicht immer beides. Wie gehst du damit um, wenn du dich zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen entscheiden musst? Was geht vor?
Im Zweifelsfall, da bin ich ganz offen, geht die Familie immer vor. Der Beruf ist mir sehr wichtig. Aber die Familie ist für immer.

Inwiefern ist Vereinbarkeit für dich – insbesondere in deiner Rolle als Führungsperson – bei der Arbeit ein Thema?
Es ist ein Thema, das leider immer noch viel zu präsent ist. Gerade wenn man weiss, zuhause warten alle, aber ich werde hier noch gebraucht. Oder man ist zuhause und das Telefon klingelt Sturm. In Führungspositionen gibt es Momente, in denen man nicht einfach gehen kann, denn man lässt ja nicht «nur» Arbeit liegen, sondern man lässt Mitarbeitende zurück, die Fragen haben, Unterstützung brauchen, auf einen Entscheid warten. Da ist das Abwägen nicht immer einfach.

Was ist in dein ideales Pensum (und warum)?
Ich habe ein 100% Pensum, das in Tat und Wahrheit eher ein 120% Pensum ist und in einem Job, in dem ich eigentlich immer auf Pikett bin. Das ist zu viel mit Kindern im Alter von 10 Monaten, 3 Jahren und 7 Jahren. Perfekt wären für mich wohl 80% (was dann 100% wären, aber lassen wir das…).

Wenn ein Kind krank ist, wer springt bei euch Zuhause dann als erstes ein – du oder deine Frau?
Es ist leider zu oft meine Frau, die etwas weniger arbeitet als ich. Aber wir versuchen, das je länger je mehr zu drehen. Der Reflex darf nicht sein, dass die Mutter einfach übernimmt. Es muss in erster Linie derjenige einspringen, bei dem das im konkreten Fall einfacher ist (wer hat heute weniger fixe, wichtige Termine). Und dann muss man auch ganz bewusst jedes Mal darüber nachdenken, «wer war letztes Mal dran, ist die Verteilung fair?»

Wie lebst du Vereinbarkeit?
In erster Linie mit sehr viel Organisation und Engagement. Die Basis ist, dass Beruf und Familie Freude machen. Dann kommt ein gut organisiertes, aber flexibles Netzwerk aus Familie und familienexterner Betreuung. Und dann braucht es noch eine gehörige Portion Akzeptanz für Unerwartetes und Bereitschaft, hin und wieder einmal mit den eigenen Bedürfnissen zurückzustehen. Kurz, es ist ein Arbeiten im und als Team.

Awina setzt sich mit zweckgebundenen Krediten zur Kita-Finanzierung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf & Familie ein. Wie aber sieht Vereinbarkeit eigentlich im Alltag aus? In der Serie «Hey, Mama», «Hey, Papa» sprechen berufstätige Eltern offen über ihre Erfahrungen und Herausforderungen als Working Parents und geben Einblick, wie sie persönlich Kind und Karriere unter einen Hut bringen.

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